„Vom Tellerwäscher zum Millionär?“- Kann diese Vorstellung von sozialem Aufstieg und sprunghafter Veränderung der Qualifikationsstufe heutzutage überhaupt noch gelingen? Und wenn ja, ist dies hier in unserer Kultur auch denkbar? Oder sind wir dafür dann doch zu wenig amerikanisch, zu festgefahren in unseren realistischen oder eher pessimistischen Überzeugungen, dass sich viele unserer Träume ohnehin nie erfüllen lassen werden und sind wir schlichtweg zu gebremst durch das traditionelle Gedankengut von Gesellschaftsklassen und Hierarchien? Wie viele Beispiele kennen wir von Menschen, die sich tatsächlich „hochgearbeitet“ haben und wie viele Menschen treten auf der Stelle, weil sie aus den festgelegten und für sie begrenzten Strukturen nicht ausbrechen können, um mutige neue und eigene Wege einzuschlagen?
Doch es gibt mittlerweile ein kulturunabhängiges, globales Phänomen, das sich derzeit in unserem Alltag, direkt vor unseren Augen vollzieht. Es ist vielleicht nicht mehr der Tellerwäsche, der seinen Erfolg in der Öffentlichkeit feiert, jedoch aber der gewöhnliche Mediennutzer, der sich auf einmal und – manchmal auch über Nacht – zum gefragten Medienstar gemausert hat. Dieser Medienstar erfährt in manchen Fällen sogar die gleiche Aufmerksamkeit, den großen Durchbruch oder auch den erhofften Reichtum, der dem früher gemeinten Millionärsdasein entsprochen hat. Doch was bedeutet Medienstar an dieser Stelle? Wir sprechen von einem Menschen, der es geschafft hat, sich mit seinen über die digitalen Plattformen verbreiteten Inhalten auf irgendeine Art und Weise bekannt und einzigartig, vielleicht auch unverwechselbar zu machen, sich in den Köpfen der Menschen festzusetzen, Aufmerksamkeit zu erlangen und diese Menschen für sich zu begeistern. Die Social Media Kanäle unserer Zeit helfen dabei, mit wenig Aufwand, ein großes Publikum erreichen zu können.
Doch damit wird auch sofort ersichtlich, worin der Unterschied zwischen dem Bild des Tellerwäschers und der dabei hergeleiteten Vorstellung des heutigen Online- Stars besteht. Denn der Erfolg im Internet kann tatsächlich häufig als schneller Ruhm bezeichnet werden, der zwar von einem Tag über den anderen Tag kommen, aber ebenso schnell wieder verfliegen kann. Denn, was ist schon nachhaltig und überlebensfähig in den Welten des Internets? Es geht also nicht nur darum, eine Vielzahl an Menschen kurzfristig auf sich aufmerksam zu machen, sondern sie nachhaltig und langfristig beeinflussen und begeistern zu können. Nehmen wir weiterhin den Tellerwäscher als Beispiel für Karriere und Aufstieg, ist es wichtig, seine Eigenschaften und sein Erfolgsrezept zu hinterfragen:
Ein Mensch, der es schafft, sich aus scheinbar ungünstigen Bedingungen in eine „bessere“, vielversprechendere Position hochzuarbeiten, beweist eine bestimmte innere Haltung. Es ist die Überzeugung, es schaffen zu können und das Vertrauen in die eigene Person. Er verfügt zudem über Disziplin, scheut harte Arbeit nicht und hat ein gewisses Talent – für eine bestimmte Idee, für eine bestimmte Arbeitsweise oder Sache – und am Ende wahrscheinlich noch das nötige Quäntchen Glück, das diesem Menschen nach einem gewissen Gerechtigkeitsprinzip auch zustehen sollte. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. So stellen wir uns den amerikanischen und beneidenswerten Selfmade Billionaire vor.
Doch die Welt des Internets ist sogar noch berechenbarer als die vier hitzigen Wände der Küchenhilfe von einst. Während damals schon wichtig war, wo man überhaupt den Tellerwäscher mimen muss, um auf die richtige Fährte zu kommen, gibt es heute Mechanismen und Methoden, die es einem erlauben, aus fast jeder Situation heraus, eine gute Ausgangsposition für langfristigen und gesicherten Erfolg zu erlangen. Schließlich geht es immer darum, die Werte des realen Lebens auch in die digitale Öffentlichkeit zu bringen: Denn nur, wer im realen Leben über bestimmte Kompetenzen und Eigenschaften verfügt, kann dies auch über das Internet gewinnbringend verbreiten!
Das schließt Tüchtigkeit, konsequentes Handeln, Disziplin, Ausharren in schwierigen Zeiten, ehrliches Auftreten und der Glaube an sich selbst mit ein. Schafft man es, diese Schlagworte in die Praxis umzusetzen, ist das Ergebnis, dass man Menschen überzeugen, für sich gewinnen und dauerhaft mitnehmen kann auf die Reise, die man sich sogar selbst gestaltet.
Doch, wie gelangt man überhaupt zu dieser vielversprechenden Aufmerksamkeit? Denn gerade auf Social Media Kanälen ist die Konkurrenz groß. Da es kaum Beschränkungen und wenige Hindernisse für die Selbstdarstellung gibt, sind diejenigen, die in die Öffentlichkeit treten, zahlreich vertreten. Hierbei gilt es demnach, sich von der Masse abzuheben, vor allem qualitativ, aber auch rein visuell, um überhaupt erst aufzufallen. Für diese Zielsetzung existiert jedoch das Konzept des Personal Brandings.
- Worin liegen die Stärken und Schwächen?
- Mit welchen Inhalten möchte ich an die Öffentlichkeit treten und warum?
- Welche Ideen, welche Ziele habe ich?
- Und wie kann ich diese umsetzen? Konkret hieße dies, wie ist der Aufbau der Online-Präsenz?
- Wie gestalte ich das öffentliche Auftreten in den digitalen Medien?
- Wie kann ich mein Netzwerk ausbauen?
- Wie kann ich meine rhetorischen Fähigkeiten, wenn nötig, schulen und optimieren?
Für diese Faktoren, die strukturelle und inhaltliche Belange betreffen, lassen sich mittlerweile schon ganze Sachbücher oder kompetente Fachmänner finden, die einem beratend zur Seite stehen. Doch nicht zu vergessen, sind die Komponenten, die zu gleichen Teilen wichtig, aber kaum zu erlernen sind. Dazu gehört ein gewisses Gefühl für Timing, für die Inhalte, die für eine bestimmte Zielgruppe und nur für eine bestimmte Zeit passend sind. Das Gefühl für ein authentisches, positives Auftreten. Das Gespür für eine gute Balance zwischen Darstellen und Zurückhalten der eigenen Person, zwischen Anbieten und Einfordern.
Diese Dinge sollten von innen heraus kommen. Das Selbstvertrauen muss existieren, um nicht nur auf die richtigen Ideen zu kommen, sondern sie auch umsetzen zu wollen. Schließlich ist es nämlich auch das Talent, der schmale Grat zwischen gewöhnlich und abstrakt, zwischen neu und überholt, zwischen innovativ und abgedreht, das den gewissen und nötigen Unterschied zu der großen Konkurrenz macht. Es ist das Talent, erst im richtigen Moment, den Mut zu haben, um zu handeln, nach vorne zu gehen. Das Talent, einen bestehenden Bedarf, mit den eigenen Ideen zu kombinieren.
Und am Ende hilft sogar hier das nötige Glück: der richtige externe Impuls, das richtige Bauchgefühl und die richtigen Ansprechpartner zur richtigen Zeit. Doch das war beim Tellerwäscher ja auch nicht anders…