140 Zeichen, Hashtags, Retweets – für einige mag es eher verwirrend klingen, wenn man sich über Twitter unterhält. Das ist vielleicht auch schon das größte Problem: Der Kurznachrichtendienst hat es in Deutschland nicht geschafft, sich wie Facebook in der breiten Masse durchzusetzen. „Zu kompliziert“, das hört man nicht selten. Und Unternehmen? Die sind oftmals schon froh, wenn sie bei Facebook den Durchblick haben. Das sollte sich unbedingt ändern, denn Twitter hat trotz allem ein großes Potential für Menschen und Marken – sowohl als personalisierte Informationsquelle als auch als Tool, um Reichweite zu erzeugen.
Das soziale Netzwerk hat 186 Mio. täglich aktive Nutzer. Wie die Nutzerzahlen in Deutschland aussehen, ist nicht genau bekannt. Schätzungen zufolge liegen sie bei etwa 12 Millionen Nutzern. Zwar sind das deutlich niedrigere Zahlen als bei Facebook (1,59 Milliarden Nutzer weltweit, 28 Millionen Nutzer in Deutschland), Twitter verfolgt jedoch auch einen anderen Ansatz und liefert deshalb genauso gute Gründe, dort aktiv zu sein.
Twitter ist das Echtzeit-Netzwerk
Doch zunächst sollte man verstehen, was Twitter eigentlich ausmacht. Denn auch, wenn sich Twitter immer mal wieder Elemente von Facebook angeeignet hat (zum Beispiel Bilder und Vorschau-Links im Stream), so hat die Social-Media-Plattform doch ein zentrales Merkmal, womit sie sich vom Rest unterscheidet: Twitter ist schnell. Richtig schnell.
Twitter ist ein Echtzeit-Netzwerk, weil – und das soll wohl so bleiben – der Stream bzw. die Timeline durch keinen Algorithmus durcheinander gewirbelt wird, wie es bei Facebook der Fall ist. Bei Twitter erscheinen die Tweets chronologisch, unterbrochen von Anzeigen. Nichts geht also verloren. Das hat hat aber nicht nur Vorteile.
Der Nachteil ist die sehr geringe Halbwertszeit von Tweets. Laut einer Studie soll sie gerade mal 24 Minuten betragen. Zum Vergleich: Ein Facebook-Post hat eine Halbwertszeit von 90 Minuten. Dafür wird er Personen teilweise gar nicht angezeigt.
Warum Twitter für dich und Unternehmen interessant ist
Obwohl bei Twitter nicht so viele Nutzer aktiv sind wie bei Twitter, lohnt es sich, genauer mit der Social-Media-Plattform zu beschäftigen. Denn es gibt gute Argumente, Twitter für dich und dein Unternehmen zu nutzen:
- Auf Twitter stärkst du dein Image (Branding)
- Twitter ist ein weiterer Kanal, um Reichweite zu erzeugen
- Als Echtzeit-Netzwerk kannst du Twitter als Kundensupport nutzen
- Bei Twitter erreichst du besonders viele Medien- und Meinungsmacher
- Twitter dient als Experten-Netzwerk im Social-Media-Bereich
- Natürlich kannst du hier auch Produkte bewerben etc.
Drei Tipps, wie du Twitter erfolgreich nutzt
Wie schaffst du es also, Twitter effektiv für dich zu nutzen? Folgende drei Punkte solltest du dabei beachten:
1. Recherche und Strategie
Was leider immer notwendig ist: Eine sorgfältige Recherche, welche Influencer sich bei Twitter bewegen, wem du folgen solltest, mit welchen Themen du deine Zielgruppe am besten erreichst und welche Themen gerade besonders angesagt sind. Das lässt sich beispielsweise über die Twitter-Trends herausfinden. Zur Twitter-Strategie gehört darüber hinaus der Umgangston. Auch das solltest du bei der Recherche beachten. Es gilt also nicht nur herauszufinden, über welche Themen die Zielgruppe genau spricht, sondern auch, wie sie das tut. Wie so oft in sozialen Netzwerken erweist sich eine persönliche Ansprache mit lockerem Ausdruck als die beste Variante.
2. Tweets müssen auffallen
Was bedeutet das für dich? Ein Tweet muss auffallen, schnell zu erfassen sein und etwas beinhalten, das ihn sofort teilenswert macht. Denn wenn überhaupt, dann sieht ein Nutzer diesen Tweet nur ein einziges Mal. In diesem Moment muss ein Tweet sofort funktionieren, zum Beispiel, weil er lustig ist oder einen großen Mehrwert bietet. Dabei müssen es nicht nur eigene Inhalte sein, die du teilst. Du kannst und sollst auch fremde Inhalte teilen, die für deine Follower interessant sein können.
Mein Tipp: Mit Twitter-Tools wie Tweetdeck, Buffer oder Hootsuite lassen sich Tweets vorab planen. Teilweise schlagen diese Dienste sogar eine geeignete Uhrzeit für die bestmögliche Reichweite und Interaktion vor. Außerdem lassen sich über Tweetdeck und Hootsuite auch Twitter-Listen, Hashtags und Suchbegriffe in eigenen Spalten in Echtzeit beobachten.
Eine andere Möglichkeit ist, dass ein Tweet mit einem Hashtag Bezug auf ein aktuelles Ereignis nimmt. Das kann eine politische Wahl sein, eine Fußball-Weltmeisterschaft, ein TV-Format wie der #Tatort – ein Twitter-Klassiker – oder ein anderes aktuelles Geschehen.
Auf eine sehr kreative Art und Weise sorgt der Autovermieter Sixt immer wieder für Aufmerksamkeit. Zuletzt hat Sixt etwa den Vorfall um den Politiker Volker Beck aufgegriffen, der wegen Drogenkonsums von seinen Ämtern zurückgetreten ist. Den entstandenen Hashtag #breakingbeck (angelehnt an die US-Serie „Breaking Bad“) nutzte das Unternehmen, um ein passendes Werbemotiv zu verbreiten. Nutze das als Inspiration, um in deinem Rahmen auf deine Art etwas Ähnliches umzusetzen.
Lieber Volker #Beck, unsere Empfehlung: Geschwindigkeitsrausch 😉 #breakingbeck pic.twitter.com/BlbQlCCGqU
— Sixt Deutschland (@SixtDE) 4. März 2016
3. Mit den Followern interagieren
Natürlich ist das nicht nur bei Twitter so, sondern auch in anderen sozialen Netzwerken: Nach dem Einrichten des Twitter-Profils und Absenden eines Tweets beginnt die Arbeit oftmals erst. Es ist wichtig, die Community im Blick zu behalten und beispielsweise auf Fragen zu reagieren. Ein Vorreiter im Kundensupport bei Twitter ist die Deutsche Bahn, die schon lange ein eigenes Team für den Kurznachrichtendienst eingerichtet hat.
Für Personen zählt ebenfalls: Nicht nur einseitig kommunizieren, sondern in einen Dialog treten, sich Diskussionen einmischen oder Debatten auslösen. Wer Twitter nur als Linkschleuder benutzt, hat das Prinzip der Plattform nicht verstanden.
Ansonsten gilt: Sei aufmerksam und gehe mit offenen Augen durch die Twitter-Welt. Nur so erkennst du neue Trends, kannst dich gegebenenfalls in Diskussionen einmischen und dich in deinen Spezialthemen beweisen und deine Expertise stärken.
Schalte mit Twitter Ads den Marketing-Turbo an
Nachdem Facebook Unternehmen schon etwas länger die Möglichkeit bietet, Geld in Werbung zu investieren, hat Twitter erst Anfang 2015 die Twitter Ads in Deutschland eingeführt. Damit haben nicht nur Unternehmen die Chance, mehr Menschen zu erreichen und dem Twitter-Account einen Anschub zu verleihen. Auch du als Experte kannst Twitter Ads clever für dich nutzen, um zum Beispiel als Speaker gebucht zu werden, deine Seminare, Produkte oder das Unternehmen bekannt zu machen, um neue Aufträge zu ergattern oder um Influencer zu erreichen und dich damit als Experte auf deinem Gebiet zu positionieren.
Twitter bietet – ähnlich wie Facebook – wesentlich mehr Möglichkeiten, als bloß Follower zu gewinnen. Du kannst Twitter Ads auch dafür nutzen, um die Reichweite auf deiner Website zu steigern oder beispielsweise Abonnenten für einen Newsletter zu gewinnen. Konkret kannst du die Twitter-Anzeigen – die immer auf einem Tweet basieren – für folgende Ziele einsetzen:
- Tweet-Interaktionen: Diese Anzeigen in Form eines gesponserten Tweets sollen für mehr Retweets, Favoriten und Antworten sorgen.
- Website-Klicks oder Conversions: Diese gesponserten Anzeigen sind darauf ausgelegt, Nutzer auf die Website zu lenken.
- App-Installationen oder erneute Interaktionen mit der App: Damit ist es möglich, Nutzer zum direkten Installieren einer App zu bewegen oder App-Nutzer in die App zu schicken.
- Video-Anzeigen: Auch Twitter setzt jetzt seit Neuestem auf gesponserte Tweets mit Videos, die im Stream automatisch abspielen (Autoplay-Funktion).
- Follower: Natürlich können mithilfe der Anzeigen auch Follower gewonnen werden.
- Leads auf Twitter: Dieses Anzeigenformat beinhaltet einen Button, der von Nutzern das Eintragen ihrer E-Mail-Adresse für Ihren Newsletter verlangt.
Wie man es von Facebook kennt, werden auch Anzeigen bei Twitter mit verschiedenen Optionen ausgestattet: Werbende können ein Start- und Enddatum festlegen oder die Kampagne unbegrenzt laufen lassen und entscheiden, wie sie das Budget einsetzen wollen (zum Beispiel pro Tag oder pro Interaktion).
Natürlich gibt es verschiedene Targeting-Möglichkeiten, etwa das Geschlecht, die Sprache oder die verwendete Plattform (z.B. iOS oder Android). Auch einzelne Orte können inzwischen angegeben werden. Noch interessanter ist aber die Option, diverse Interessen, Verhaltensweisen oder gar Schlagwörter und Follower anzugeben.
Wenn du deinem Business einen Boost verleihen willst, dann solltest du Twitter nicht als Nischen-Netzwerk abtun, sondern die Chance ergreifen und mitmischen.