Falsche Experten auf #1 bei Google. Die Algorithmen-Gefahr.

Ein Name? Ein Fachgebiet? Ein einzelnes Wort? Fast alles, was unser Interesse weckt, was Fragen aufwirft, nach Antworten verlangt, kann durch Google geklärt werden: Kontaktdaten, Hintergrundinformationen, Kundenempfehlungen- und Erfahrungen, Fachartikel, Biographien, Berichte, Lexikoneinträge, Bild- und Tonmaterial.  Personal Branding bietet hierbei (fast) jedem die Chance, zur Nummer eins zu werden – ( mit all den Algorithmen-Gefahren) und zwar auch durch Antworten auf diese Fragen:

  • Wer hat sich als Experte in einer Branche durchgesetzt?
  • Wer bewegt die Menschen durch gute Beiträge im Netz?
  • Wer wirkt als Unternehmer erfolgreich und sympathisch?
  • Wer kann schon vor dem Bewerbungsgespräch einen guten Eindruck auf den potentiellen neuen Arbeitgeber machen?

Die Algorithmen von Google beeinflussen Suchvorgänge, Ergebnisse, Entscheidungen! Die tatsächliche Präsenz einer Person oder eines Unternehmens hängt immer mehr auch von ihrer virtuellen Popularität ab. Wer bei Google nicht auffindbar ist, lässt wichtige Möglichkeiten liegen. Hingegen gibt es eine Reihe von Techniken und Strategien, die sich wiederum ausschließlich mit dem erfolgreichen Ranking auf den Google-Ergebnislisten beschäftigen.

SEO, die Suchmaschinenoptimierung, bringt die gewollten Inhalte nach vorne. Genau dorthin, wohin die Menschen schauen, auf die Plätze, die zählen. Denn nur wer vorne steht, hat auch die besten Chancen. Auch natürlich die falschen Experten bei Google auf Platz 1.

Große Chancen, noch größerer Druck

Die Konkurrenz ist groß. Das Internet steht für Überangebot, Informationsflut und Massenproduktion von Inhalten. Sie werden im Sekundentakt veröffentlicht, verbreitet, geteilt. Es ist deshalb elementar, sich im Netz zu behaupten, auffindbar zu sein, Aufmerksamkeit zu erregen. Die Bekanntheit einer Person misst sich an ihrer Internetpopularität. Doch, was sagt diese Popularität über die tatsächliche Qualität aus? Ein hoher Bekanntheitsgrad entspricht nicht zwangsläufig einem hohen Anspruch oder einem besonderem Wirken einer Person. Popularität und Qualität bleiben verschiedene Dinge – im realen Leben sowie auf digitaler Ebene.

Expertenstatus durch Google-Ranking?

Wer es als Person im Zusammenhang mit einem bestimmten Themengebiet bei Google geschafft hat, auf den ersten Plätzen zu erscheinen, wird quasi ohne Zweifel als Experte dieses Fachgebiets wahrgenommen. Unabhängig davon, ob Zweifel berechtigt wären oder nicht. Ist dies richtig? Es ist zumindest praktisch. Für den, der sich repräsentiert und für den, der sucht. Unser Alltag wird durch Schnelllebigkeit, Effizienz, Mobilität geprägt. Zu selten nimmt man sich die Zeit, Informationen noch einmal zu recherchieren, Angaben zu überprüfen oder ausgiebige Vergleiche durchzuführen.

Das ist das Prinzip von Google, das ist das Prinzip von SEO: Das Google-Ranking vermittelt dem Suchenden das Gefühl, bei seiner Suche schnell erfolgreich gewesen zu sein, ein Ranking vorzufinden, das aussagekräftige, hilfreiche und zahlreiche Ergebnisse liefert. Eine gefährliche Annahme, denn sie kann dazu führen, dass die vorderen Plätze mit hoher Qualität gleichgestellt werden, ohne zu berücksichtigen, dass ein gutes Ranking in erster Linie durch ein erfolgreiches SEO zustande gekommen ist. Viele Menschen stellen aber die aufgelisteten Personen in ihrer Position nicht in Frage oder sehen nicht, dass es sogar Laien sind, die wichtige Inhalte in die Öffentlichkeit bringen und nicht die Experten selbst. Diese Inhalte verbreiten sich schnell, sehr weit und nur bedingt kontrollierbar. Fehlinformationen, Wissenslücken, Desinformation sind die Folge und am Ende heißt es dann: Instrumentalisierung, Trivialisierung, vielleicht sogar Verdummung?

Personal Branding als Gegenpol

Die Herausforderung, das Überangebot des Internets durch bestimmte Qualitätsansprüche zu kategorisieren und übersichtlicher zu gestalten, ist schwierig, aber nicht unmöglich. Personal Branding bietet einen guten Ansatz. Zwar gibt es bereits große Unterschiede überhaupt in der Wahrnehmung, wann Inhalte sinnvoll und anspruchsvoll sind und wann nicht. Doch bestimmte objektive Faktoren helfen, Personen als echte Experten ausfindig zu machen, dazu gehören unter anderem Lebenslauf, einschlägige Berufserfahrungen, bisherige Veröffentlichungen, Netzwerkkontakte. Diese echten Experten müssen im Netz erfolgreich positioniert werden. Dann stimmen die Google-Ergebnislisten mit den realen Qualitätsmerkmalen überein. Dann werden selbst ernannte Experten auf die hinteren Plätze verwiesen.

Social Trademarks, die Personenmarken, bilden eines der ersten Konzepte, das für mehr Qualität im Internet steht. Bei der Social-Trademarks-Idee werden Personen mit echten Kompetenzen in den Fokus gerückt, deren virtuelle Popularität auf ihren wahren Qualifikationen und Talenten beruht. Dafür werden Strategien zur Eigenvermarktung eingesetzt, denn Google soll letztlich nur das zeigen, was real bereits existiert. Als moderne Wissens- und Wertevermittler schaffen Social Trademarks einen wichtigen Gegenpol zu Masseninformation und zum Überangebot im Internet.

Google wird anspruchsvoll

Wie wichtig Hilfestellungen zur Beurteilung der verfügbaren Daten im Netz sind, hat nun auch Google erkannt. Ein neuer Algorithmus soll dafür sorgen, dass Qualität und Fakten das Ranking positiv beeinflussen. Schluss mit Pseudowissen, Pseudoexperten und leeren Luftblasen also. Die Google-Mitarbeiter erklären in einem wissenschaftlichen Aufsat,z dass Webseiten in Zukunft nicht nur auf ihre Popularität, sondern auch auf Qualität überprüft werden sollen.

Vertrauen ist gut, die Suche dann besser

„Knowledge-based Trust“ heißt der neue Algorithmus, der untersucht, wie wahrscheinlich es ist, dass die aufgelisteten Fakten tatsächlich stimmen. Eine Faktendatenbank „Knowledge Vault“ soll bei dieser Bewertung zudem helfen. Bei einer Suchanfrage sollen dann drei Elemente („Triple“), die im engen Zusammenhang mit der Anfrage stehen, miteinbezogen werden und so ein vertrauenswürdiges Ergebnis liefern. In Pilotstudien wurde dieser neue Algorithmus bereits 2,8 Milliarden Mal getestet. Viele Seiten, gerade solche mit humoristischen Inhalten, sollen dabei durchgefallen sein.

Ein schmaler Grat – Google zwischen Wahrheitssuche und Zensur

Das Vorhaben von Google entspricht der Forderung nach mehr Transparenz und Übersichtlichkeit im Netz. Es besteht die Dringlichkeit, Informationen deutlicher und Recherche verlässlicher zu machen. Gleichzeitig bleibt es für den Nutzer wichtig, selbst eine Einschätzung vorzunehmen und sich nicht noch mehr – als ohnehin schon – auf das Ergebnis von Google blind zu verlassen. Denn Google könnte durch seinen neuen Algorithmus nur die Meinung der Mehrheit berücksichtigen und nicht einzelne, davon abweichende Meinungen zählen – damit würde Google sogar eine Art Zensur vornehmen.

Das persönliche Filtern und Bewerten gehört jedoch zu den elementaren Erfahrungen mit der digitalen Welt und zum Ausbau der Medienkompetenz, die wir heutzutage unbedingt erlernen müssen, um mit Suchmaschinen-Ergebnissen überhaupt umgehen zu können. Neue Algorithmen wecken neue Versprechen, aber wenn wir das Netz als digitalen Spiegel realer Bedingungen betrachten wollen, sind wir weiter angehalten, selbst zu überprüfen, ob das, was wir sehen, wirklich echt ist.

 

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